Nikolaus
Der echte Sankt Nikolaus lebte 340 nach Christus
als Bischof im türkischen Myra.
Er galt als barmherzig und sehr mildtätig:
Alles, was er besaß und darüber hinaus noch erbetteln konnte,
verschenkte er an Arme und an Kinder.
Ganze Kontinente, Asien, Europa und Amerika verehren den Bischof aus
Myra.
In den Ostländern tragen Tausende von Kirchen seinen Namen.
In Europa war Nikolaus der am weitesten bekannte Heilige aller Zeiten.
Sowohl die orthodoxe Kirche als die Lutherisch-evangelische
und die Katholische verehren den Heiligen Nikolaus.
Der Heilige einigte während der Religionskriege sogar die Kirchen.
Als im Jahr 1054 der päpstliche Abgesandte die Exkommunizierung der
Ost-Kirchen auf den Altar der Heiligen Sophia (heute Moschee) in
Konstantinopel legte,
kam es zur Kirchenspaltung, die orthodoxe Kirche entstand. Als dann im
Jahr 1087 die katholische Kirche beschließt, die Gebeine des Heiligen
Nikolaus nach Bari zu überführen,
schließt sich die orthodoxe Kirche an.
Die Gebeine des
Heiligen Nikolaus
Kaum einer, der
in Süditalien seinen
Urlaub auf dem
"Teutonengrill"
verbringt weiß,
dass hier bei Bari
der Heilige
Nikolaus, begraben
liegt.
Es begann im Jahr
1087, als einige
Männer beschlossen,
nach Myra (heute
Türkei) zu reisen,
um die Leiche des berühmten Heiligen zu rauben.
Man wollte damit die
reiche Kirche an
Geld und Ansehen
schädigen.
Die Leiche wurde
also aus der
Kirchengruft
gestohlen,
der Schrein mit den
Heiligenknochen an
Bord eines Schiffes
gebracht
und nach Bari
verfrachtet.
Wie die Geschichte
ausging, weiß man
nicht genau.
Fest steht
jedenfalls, dass die
heiligen Knochen da
blieben
und man alljährlich
ein großes
Kirchenfest zu Ehren
des Heiligen feiert.
So kann die Stadt
gleich zweimal das
Fest des Heiligen
Nikolaus feiern,
einmal am 8. Mai
(Ankunftstag) und
einmal am 6.
Dezember (Todestag).
Viele Tage vor dem
Fest wird unter den
Fischern ausgelost,
welches Boot die
Ehre hat, die Statue
des Heiligen zu
transportieren.
Ab 11 Uhr morgens
wird die
Nikolausstatue auf
einem reich
geschmückten
Fischerboot
an der Küste vor
Bari hin und her
gefahren.
Tausende von
Pilgerbooten rudern
hinaus, um den
Heiligen zu ehren.
Was ist an den
Gebeinen des
Heiligen Nikolaus so
wertvoll?
Am 8. Mai steigt der
Abt des Klosters vom
Heiligen Nikolaus,
in die Gruft
hinunter und lässt
ein 80 cm langes
Rohr
durch eine Klappe in
das ansonsten
versiegelte Grab
hinab.
Mit diesem Rohr wird
eine Flüssigkeit
abgesaugt und in
bereitstehende
Ampullen gefüllt.
Die Gläubigen
verehren diese
Flüssigkeit als
"Manna" des Heiligen
Nikolaus.
Wissenschaftlich
gibt es dafür keine
Erklärung.
Man weiß nicht, wie
sich in einem
vollkommen trockenen
Raum Flüssigkeit
bilden kann.
Im Laufe der
Jahrhunderte sind
Tausende Menschen,
die sich mit dieser
Flüssigkeit
bestrichen, von
schwersten
Krankheiten geheilt
worden.
Das ist belegt! Noch
immer bewahren die
Mönche in Ampullen
das "Manna"
wie einen Schatz auf
und bringen es den
Kranken.
Moderne Analysen
zeigen, dass dieses
"Manna" vor allem
aus Wasser besteht
und nichts mit dem
Manna zu tun hat,
welches Gott den
Juden einst in der
Wüste zukommen ließ.
Noch in der
Biedermeierzeit war
Nikolaus der
Gabenbringer,
zu dessen Namensfest
(fallweise am
Christtag oder in
der Neujahrsnacht)
die Bescherung
stattfand.
Selbst während der
Reformation gelingt
es den lutherischen
und calvinistischen
Kirchen
nicht, den Nikolauskult auszurotten.
Die Ablehnung der
Heiligenverehrung
stellt ja einen
wichtigen Punkt
in der Kirchenreform
Luthers.
Nach seinem Tod (an
einem 6. Dezember)
lebte er in vielen
Legenden weiter.
Legenden über
Nikolaus
Eine aus dem 9.
Jahrhundert erzählt
beispielsweise von
einem
gottesfürchtigen
Mann,
der so arm war, dass
er seinen drei
Töchtern keine
Aussteuer geben
konnte.
In seiner
Verzweiflung wusste
er keinen anderen
Rat,
als die Mädchen "zu
Liebesdiensten auf
die Straße zu
schicken".
Um dies zu
verhindern, warf
Sankt Nikolaus drei
Klumpen Gold durch
den Kamin der
Familie. Sie fielen
direkt in die zum
Trocknen
aufgehängten Socken.
Daher stammt der
Brauch,
am Vorabend des 6.
Dezember möglichst
große Schuhe vor die
Tür zu stellen...
Eine andere Legende
besagt,
dass der heilige
Mann in der Schweiz
noch ganz andere
Jobs erledigen
musste
- zum Beispiel den,
Kinderwünsche zu
erfüllen.
Dafür pflückte er
die Babys von den
Bäumen!
Mittlerweile
überlässt er das
auch dort dem
Klapperstorch.
Eine andere erzählt,
dass der Heilige
Nikolaus einst die
Stadt Myra vor einer
Hungersnot und
noch Schlimmeren
bewahrte.
Seeräuber waren
aufgetaucht und
hatten alle
Getreideschiffe
gekapert.
Da die Stadt nicht
genug Lösegeld
aufbringen konnte,
verlangten die
Seeräuber die Kinder
der Stadt als
Sklaven.
Nikolaus opferte den
gesamten
Kirchenschatz und
die Seeräuber zogen
zufrieden ab.
Ansonsten gilt
Nikolaus seit jeher
als Schutzpatron der
Kinder.
Brave und fleißige
belohnt er, faule
lässt er von einem
Gehilfen bestrafen:
von Knecht Ruprecht
auch Hanstrapp,
Pelzmärtl, Hans
Muff, Krampus oder
Klaubauf genannt.
Ein finsterer Typ in
schwarzen Lumpen,
mit schweren Ketten
und großem Sack,
in den er die ganz
bösen Kinder packt
und mitnimmt.
Doch gilt er nicht
überall als übler
Bursche.
In manchen Regionen,
in Sachsen zum
Beispiel,
brachte Knecht
Ruprecht die
Weihnachtsgeschenke.
Martin Luther war
es, der den Nikolaus
fast arbeitslos
machte.
Im 16. Jahrhundert
wetterte der
Kirchenreformator
gegen die Verehrung
von
Heiligen und lehnte
Sankt Nikolaus als
einen Gabenbringer
ab.
Statt dessen machte
er den Geburtstag
des Herrn zum
Gabentag: den
Heiligen Abend.
Und ließ das
Christkind die
Geschenke bringen.
Der heilige Nikolaus
darf seither
eigentlich nur noch
an seinem Todestag
die Socken und
Schuhe füllen.
Einen schweren
Schlag erlitt die
Nikolausverehrung
ausgerechnet von der
katholischen Kirche.
Die Kardinäle
stellten die gleiche
Frage, die auch die
Kinder stellen:
Hat es den Nikolaus
wirklich gegeben?
Nun ja, eigentlich
stecken im Heiligen
Nikolaus gleich zwei
historische
Persönlichkeiten.
Da gibt es einmal
den Bischof
Nikolaus, der im 4.
Jhdt. in Myra in
Kleinasien lebte
und dann der Bischof
Nikolaus von Pinora,
der als Abt im 6 Jh.
in Myra ein Kloster
gründete.
Weil es sich nicht
100 %ig klären ließ,
wer nun der Richtige
ist,
strich die
katholische Kirche
bei der letzten
Kalenderreform 1970
den Heiligen
Nikolaus ganz aus
dem Kirchenkalender.
Nur noch Heilige,
deren Existenz
gesichert ist,
dürfen einen Platz
im offiziellen
Kirchenkalender
haben.